Ben Mombach und seine spontane Heldentat

  • 10. April 2024

Regionaler Fußball-Rundblick: Wie der Spieler der FSG Ehrang/Pfalzel einem Teamkollegen in einer lebensbedrohlichen Situation half.

Von Andreas Arens und Lutz Schinköth

REGION | Sportlicher Niedergang, ungeklärte Zukunft: Auf einmal traten diese Probleme bei der FSG Ehrang/Pfalzel völlig in den Hintergrund. Kurz nach der Halbzeit der am Ende mit 3:4 verlorenen Rheinlandliga-Partie am Samstag bei den Sportfreunden Eisbachtal brach plötzlich Verteidiger Julien Masselot (23) bewusstlos auf dem Platz zusammen. Sein Teamkollege Ben Mombach reagierte geistesgegenwärtig: „Hinter mir hörte ich einen Aufschrei, sah Julien unweit der Mittellinie regungslos liegen.“ Er habe direkt das Schicksal des dänischen Nationalspielers Christian Eriksen vor Augen gehabt, der im Juni 2021 im EM-Duell mit Finnland ebenfalls ohne Fremdeinwirkung zusammengebrochen war, sagt der 19-jährige angehende Polizist im Gespräch mit dem TV. Mombach öffnete Masselots Mund, sah, dass dessen Zunge zurück in den Rachen gesunken war, so die Atemwege blockierte – und zog sie schnell wieder nach vorne. Damit verhinderte der Ehrang/Pfalzeler Akteur einen möglichen Erstickungstod seines Mannschaftskameraden. Dieser kann sich an „vier, fünf Sekunden gar nicht mehr erinnern“ und hat dann mitbekommen, wie „jemand seine Finger in meinem Hals hatte“.

Masselot wurde ins Krankenhaus nach Montabaur gebracht. Ben Mombachs Mutter Nicole habe ihn dabei begleitet und sich rührend um den Akteur gekümmert, berichtet Peter Grundhöfer, neben Frank Bertges Sportlicher Leiter der Fußball-Spielgemeinschaft aus den beiden Trierer Stadtteilen. Masselot bekam Infusionen und konnte einige Stunden später im Auto der Mombachs wieder die Heimreise antreten. „Die Ärzte vermuteten, dass ich zu wenig getrunken habe und dann aufgrund der hohen Temperaturen und des dadurch bedingten Ausschwitzens Probleme bekam“, so Masselot, der anfangs der Woche noch leichten Schwindel verspürte und sich sicherheitshalber weiteren Untersuchungen unterziehen will.

Seine Heldentat will Mombach nicht allzu hochhängen: „Das ist doch selbstverständlich, zumal Julien ein Mannschaftskollege von mir ist.“ Grundhöfer lobt das beherzte Vorgehen des mutmaßlichen Lebensretters: „Er hat nicht lange gefackelt. Ich hätte glaube ich zunächst gar nicht gewusst, was ich tun soll.“

Bereits zehn Minuten vor der Pause musste Michael Hensel verletzt raus. „Wir hoffen, dass da nichts Schlimmes im Knie passiert ist“, sagt Grundhöfer. Für den Auftritt beim aktuell auf Platz zwei rangierenden Oberliga-Absteiger hat der FSG-Fußballchef viel Lob parat: „Ich bin sehr stolz auf die Jungs, wie sie sich trotz unserer derzeit so schwierigen Situation hier verkauft haben.“ Mit 3:1 führte das Team zum Seitenwechsel, ließ aber in der Schlussviertelstunde abreißen. „Vielleicht waren sie auch noch etwas geschockt, gerade durch die Aktion mit Julien“, mutmaßt Grundhöfer. Auch Spielertrainer Fabio Fuhs spricht von einem „Schock-Moment für uns. Dieser hat für einen großen Bruch in unserem Spiel gesorgt“. Masselot sei aus beruflichen Gründen eigenständig zum Spiel gefahren. „Das zeigt seinen unermüdlichen Einsatz fürs Team“, unterstreicht Fuhs.

Weiterhin sind die Verantwortlichen fieberhaft darum bemüht, eine Perspektive für die neue Saison zu schaffen und der sich anbahnenden Abwanderungswelle der allermeisten Spieler entgegenzuwirken. „Wir müssen uns auf alle Eventualitäten vorbereiten“, lässt der erfahrene Funktionär Grundhöfer durchblicken.

 

Quelle Trierischer Volksfreund