Historie

Im Mai 1897 fanden sich junge Männer, hauptsächlich Reservisten, zusammen, die bei ihrem Dienst in der preußischen Armee mit dem Längs- und Querbalken Bekanntschaft machten und Gefallen daran fanden, an diesen Geräten Sport zu betreiben. Um die finanziellen Mittel zur Beschaffung der Geräte zu erhalten, gründeten sie einen Verein.

 

Der „Turnverein 1897 e.V.“

Die Gründungsversammlung fand am 1. August 1897 statt. Als Monatsbeitrag wurden 50 Pfennig erhoben. Neue Mitglieder mussten 3 Mark als Aufnahmegebühr zahlen. Die vorliegenden Dokumente geben hinsichtlich des Namens keine ganz korrekte Auskunft. Legt man das Titelblatt des damaligen Protokollbuches zugrunde, ist der Name „Turnverein 1897 Pfalzel“ anzunehmen.

In einem Kopfbogen des Vereins aus dem Jahre 1929 wird der Vereinsname mit „Turnverein Pfalzel“ angegeben, während in einem Vereinsschreiben an das Amtsgericht Trier vom 21. Oktober 1929 der Name mit „Turnverein Pfalzel gegr.1897“ vermerkt wurde

Bis zu diesem Zeitpunkt war der Verein nicht in das Vereinsregister eingetragen, so dass es beim Vereinsnamen durchaus zu kleinen Abweichungen kommen konnte, was aber damals und auch aus heutiger Sicht als unerheblich bezeichnet werden kann. Da auch für die Zeit von 1897 bis 1929 keine Satzung zu finden war, ist heute eine Aufklärung nicht mehr möglich. Im Jahre 1929 änderte sich dies. Im vorliegenden Auszug aus dem Protokollbuch des „Turnvereins Pfalzel 97“ ist am 13. 10. 1929 wörtlich festgehalten:

In dieser Satzung ist in § 1 festgelegt, dass der Verein den Namen „Turnverein Pfalzel 97 e.V.“ führt und seinen Sitz in Pfalzel hat. - Chronik TSC 1897 Pfalzel e.V.

I. In der am 13/10. ordnungsgemäß einberufenen Versammlung wurde unter dem Vorsitz des Turners Steinbach Wilh. einstimmig der Beschluss gefasst, den Verein ins Vereinsregister eintragen zulassen.

II. Als Vorstand wurde von der Versammlung einstimmig durch Zuruf gewählt:

1. Wagenmeister Wilh. Steinbach in Pfalzel als 1. Vorsitzender
2. Rangierarbeiter Peter Feiler in Pfalzel als 1. Schriftführer
3. Lokomotivführer Wilhelm Savelkouls 1. Kassierer

Pfalzel, den 13/10.29
gez. Steinbach 1. Vors., Feiler 1. Schriftwart

Am 21. Oktober 1929 beglaubigte Notar Hahn in Trier die Unterschriften der Vorstandsmitglieder, um die Eintragung in das Vereinsregister zu erreichen. In der General-Versammlung am 13. Oktober 1929 wurde auch die Satzung des Vereins „gut geheißen“, wie es u.a. in § 16 heißt.
In dieser Satzung ist in § 1 festgelegt, dass der Verein den Namen „Turnverein Pfalzel 97 e.V.“ führt und seinen Sitz in Pfalzel hat.

Die Bestätigung der Eintragung unter Nr. 169 in das Vereinsregister beim Amtsgericht Trier am 12. November 1929 ist im „Öffentlichen Anzeiger zum Amtsblatte der Regierung zu Trier“ vom 23. November 1929, Nr. 47, erfolgt. Die Vereinssatzung legt u.a. fest: „Zweck des Vereins ist die Pflege des Turnsports im Allgemeinen, insbesondere aber die körperliche Ertüchtigung der Jugend, sowie Erhaltung und Pflege vaterländischer Gesinnung. Der Zweck wird erreicht durch Abhaltung von Übungsstunden etc.“ Die Satzung bestimmte auch, dass die Jahreshauptversammlungen im Januar und die Monatsversammlungen jede erste Woche im Monat stattzufinden haben.

 

Wie der Vereinsname schon verdeutlicht und die Satzung ausdrücklich festlegt, lag der Schwerpunkt des Sports im Bereich „Turnen“. Diese Sportart wurde noch Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges erfolgreich betrieben. Die Ausrichtung des Gauturnfestes im Jahre 1952 durch den TSC wird nur beispielhaft als Beweis hierfür erwähnt. Die Turntradition wurde in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg besonders durch die Gründer des Vereins und den Turnern der frühen Jahre gefördert. Die Turner bewiesen in dieser Zeit bei vielen Gelegenheiten ihr Können. Doch sie hatten es immer schwerer. Der Nachwuchs fehlte und bald fehlte auch eine Trainingsmöglichkeit. So ging auch in Pfalzel diese großartige Sportart vorerst zu Ende. Im Turnverein wurden weitere Sportarten wie Leichtathletik und Handball betrieben; Jahreszahlen sind nicht belegt. Eine Handballabteilung bestand aber noch bis in die ersten Jahre des 2. Weltkrieges. Fußball wurde im Turnverein nur eine kurze Zeit gespielt.

Es gehört zur historischen Wahrheit, wenn wir hier an Hand vorliegender Dokumente beispielhaft darstellen, wie in einer Diktatur auch Vereine gleichgeschaltet und manipuliert wurden. Schon in einer Hauptversammlung am 10. Februar 1935 wurde von den anwesenden 58 Mitgliedern beschlossen, die Einheitssatzungen des Reichsbundes für Leibesübungen einzuführen. Ob dieser Beschluss in die Tat umgesetzt wurde, lässt sich wegen fehlender Unterlagen nicht mehr feststellen.

Aus Dokumenten aus dem Jahre 1940 geht hervor, dass durch eine Bestallungsurkunde vom „Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen“ im Einvernehmen mit dem zuständigen Hoheitsträger der NSDAP der „Vereinsführer“ mit der Zustimmung des vom Reichssportführer bevollmächtigten Sportbereichsführers bestellt wurde.

In einer Mitgliederversammlung am 14. April 1940 wurde u.a. die vom Reichssportführer angeordnete Einheitssatzung des NSBL (Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen) angenommen und dem Amtsgericht zum Vereinsregister Nr. 169 zugeleitet. Diese Satzung enthält, heute unvorstellbar, das damalige nationalsozialistische Gedankengut.

 

Der „Sportverein 1920“

Nach dem 1. Weltkrieg wurde im Turnverein eine Fußballmannschaft ins Leben gerufen. Doch wegen zu hoher Kosten kam es im Verein ständig zu Reibereien. Darum gründeten die Fußballer im Jahre 1920 einen eigenen Verein, den „Sportverein 1920“, der bis zum Ende des 2. Weltkrieges bestand und in dem diese Sportart erfolgreich betrieben wurde. Leider sind Dokumente über diesen Verein und das Vereinsgeschehen nicht vorhanden und konnten nicht beschafft werden.

„DJK Pfalzel“ / „Sport-Club Westwacht Pfalzel“

Leider sind auch über diese beiden Vereine Dokumente nicht vorhanden. Es liegen uns nur ganz wenige Informationen vor. Nach neuen Feststellungen ist davon auszugehen, dass im Jahre 1923 als dritter Verein die „DJK Pfalzel“ gegründet wurde. In diesem Verein wurde überwiegend Handball gespielt, als weitere Sportart wurde Leichtathletik betrieben. Wohl dem Zeitgeist entsprechend, wurde dieser Verein im Jahre 1934 in „Sport-Club Westwacht Pfalzel“ umbenannt.

 

1945 – Ende und Neuanfang

In Pfalzel bestanden mithin in der Zeit vor Ende des 2. Weltkrieges drei Sportvereine; in zwei Vereinen wurde gleichzeitig Handball gespielt und Leichtathletik betrieben. Die Kriegsjahre brachten es mit sich, dass der Vereinssport nach und nach an Bedeutung verlor und schließlich ganz zum Erliegen kam. Nach Ende des 2. Weltkrieges lebten die Menschen in großer Not. Den Sportbetrieb wieder aufzunehmen, war zunächst kein vordringliches Ziel, zumal auch die Besatzungsmächte bei der Bildung eines Vereins oder einer Vereinigung große Schwierigkeiten machten. Nach und nach kehrten immer mehr Sportler in ihre Heimat zurück. Der Wunsch, wieder Sport zu treiben, verstärkte sich.

In Pfalzel bestanden mithin in der Zeit vor Ende des 2. Weltkrieges drei Sportvereine. - Chronik TSC 1897 Pfalzel e.V.

Die Frage war allerdings, wie der Sport in Pfalzel künftig organisiert werden sollte. Damals und auch noch Jahre später wurde von der Mehrzahl der Sportler Wert darauf gelegt, alle Sportarten in einem einzigen Verein zu vereinigen. Keinesfalls wollte man die Vorkriegsverhältnisse mit drei selbständigen Vereinen wieder aufleben lassen. Verfechter dieser Idee waren insbesondere der damalige Bürgermeister und langjährige Vorsitzende Heinrich Bohn und der geschäftsführende Vorsitzende Heinrich Oberhoffer. Letztlich setzte sich diese Auffassung durch, wenn es auch oft galt, schwierige Situationen gemeinsam zu meistern.

 

„Der Sportclub Pfalzel“

Der Wunsch nach sportlicher Betätigung in einem Verein wurde sehr bald überdeutlich. Nach Vorgesprächen von Sportlern im Dienstzimmer des Bürgermeisters kam es schon im Spätsommer 1945 im Vereinslokal Steinbach in der Bahnhofstraße (heute Pfalzeler Straße) zu einer Zusammenkunft von etwa 30 Sportlern aus den früheren Vereinen, die zu einem Neuanfang bereit waren; ein Allsportverein war ihr Ziel.

Durch Unterlagen, die uns von Hermann Lehnertz, Schriftführer des SC Pfalzel bis zur Hauptversammlung am 26. 01. 1951, zur Verfügung gestellt wurden, wissen wir jetzt, dass bereits im September 1945 von Pfalzeler Sportlern eine Vereinigung gegründet wurde. Dies geht aus einer Satzung, „Aufgestellt in der außerordentlichen Hauptversammlung am 30. April 1946“, hervor. Vorsitzender war Johann Görgen, Schriftführer Karl Loer und Kassenführer Josef Adams. Diese Satzung trägt folgende Überschrift : „Satzungen der Sportgemeinschaft Pfalzel 1945“. Folgendes daraus geben wir auszugsweise wieder:

§ 1 Name:
Die im Monat September 1945 gegründete Vereinigung führt den Namen Sportgemeinschaft Pfalzel 1945 und hat ihren Sitz in Pfalzel.

§ 2 Farben:
Die Vereinsfarben sind weiß-rot, weißes Hemd und rote Hose.

§ 3 Zweck:
Die Sportgemeinschaft Pfalzel bezweckt neben der Freizeitgestaltung die Kräftigung des Körpers durch die Pflege des Sports. Sie versucht auch auf die öffentliche Meinung durch ihre Spiel- und Sportarten einzuwirken und so dieselben immer weiter zu verbreiten.“

 

Der „Turn- und Sport-Club 1897 Pfalzel e.V.“

Der neue Allsportverein hatte also noch keinen offiziellen Namen. Eine Satzung war verständlicherweise wohl auch noch nicht beschlossen worden.
Die endgültige Namensgebung war keine einfache Angelegenheit. Es waren besonders die alten Turner, damals noch sehr stark vertreten, die immer wieder überzeugend darauf hinwiesen, dass der 1897 gegründete Turnverein unbedingt auch Bestandteil im neuen Vereinsnamen sein müsste. Schließlich musste man sich auch dessen bewusst sein, dass der Turnverein rein rechtlich gesehen immer noch bestand und im Vereinsregister eingetragen war. So kam es in der Mitgliederversammlung am 29. November 1950 zu einem Beschluss über den Namen des Vereins.

Hier der entsprechende Auszug aus dem Protokoll: Die Versammlung begann um 21.15. Es waren 50 wahlberechtigte Mitglieder erschienen. Die Versammlung war beschlussfähig. Zu Punkt 7. gab der Vereinsvorsitzende zunächst im Einvernehmen mit dem Vorstand bekannt, dass zur Umbenennung des Vereinsnamens lediglich ein Antrag durch die Turnerschaft eingebracht worden sei. Eine Begründung des Antrages wurde anschließend durch das Vereinsmitglied, Herrn Peter Steines, Pfalzel, gegeben. Nach Befragen der anwesenden Mitglieder wurde dem Antrag auf Umbenennung mit überwiegender Mehrheit zugestimmt. Daraufhin wurden einige Vorschläge gemacht, die textlich im Wesentlichen übereinstimmten. Der Vorschlag des Herrn Peter Krimgen auf TSC 1897 Pfalzel (Turn- und Sport-Club 1897 Pfalzel) wurde zur Wahl gestellt und mit 48 gegen 1 Stimme bei einer Stimmenthaltung angenommen.

Der Verein verfolgt ausschließlich sportliche Zwecke und sieht seine Aufgabe in der Jugendpflege und Förderung des Sports auf breiter Basis mit dem Ziel, alle Sportarten in einem Verein zu erfassen und gleichmäßig zu fördern. - Chronik TSC 1897 Pfalzel e.V.

In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 26. Juli 1951 wurde eine Satzung beschlossen, die im Tenor und den § 1 und 2 wichtige Festlegungen getroffen hat, die für die Entwicklung des Vereins von entscheidender Bedeutung waren, und zwar:

Im Turn- und Sport-Club 1897 Pfalzel haben sich Mitglieder der früheren Vereine Turn-Verein 1897, Sport-Verein 1920 und DJK – später Sport-Club Westwacht – zusammengeschlossen. Der TSC 1897 übernimmt die Aufgabe und die Tradition dieser Vereine und ist Rechtsnachfolger des Turn-Vereins 1897 e.V. Er gibt sich folgende Satzungen:

§ 1 Name und Sitz:
Der Verein führt den Namen Turn- und Sport-Club 1897 Pfalzel eingetragener Verein. Der Sitz des Vereins ist Pfalzel.

§ 2 Zweck und Aufgabe:
Der Verein verfolgt ausschließlich sportliche Zwecke und sieht seine Aufgabe in der Jugendpflege und Förderung des Sports auf breiter Basis mit dem Ziel, alle Sportarten in einem Verein zu erfassen und gleichmäßig zu fördern.

Schließlich wurden die neue Satzung und der neue Name des Vereins im Vereinsregister des Amtsgerichts Trier eingetragen. Dies wurde im Amtsblatt der Bezirksregierung Trier durch das Amtsgericht am 28. April 1952 wie folgt bekannt gemacht:

219 VR 169. Am 07.04.1954: „Turnverein Pfalzel e.V. “ in Pfalzel. Die Satzung wurde neu gefasst und der Name des Vereins geändert in „Turn- und Sport-Club 1897 Pfalzel e.V.“.

Im Vereinsregister wird der TSC unter der gleichen Register-Nummer geführt, wie dies schon bei dem im Jahre 1897 gegründeten Turnverein der Fall war. Damit ist die Rechtsnachfolge eindeutig bestätigt und wir feiern zu Recht im Jahre 1997 das 100jährige Bestehen.

 

Quelle : Chronik des TSC 1897 Pfalzel e.V. anlässlich des 100jährigen Bestehens